Unberührte Natur und mitten drin ein Hotel. Die Tauben spazieren auf dem Gehweg, der Hase hoppelt mitten am Tag über die Terrasse. Die Katze, die hier nicht hergehört, sonnt sich windgeschützt und ungestört auf der Eingangstreppe . Die Tomatenpflanzen wachsen im Salon und warten auf ein warmes Draußen. Der Apfelbaum, ein Naschbaum, der Dienstag eingepflanzt wird, übersteht die Wetterkapriolen dieser Tage neben dem Schreibtisch in Connys Büro und blüht und blüht und blüht. Insel Literaturien.
Inseln sind Sehnsuchtsorte. Sie versprechen Abgeschiedenheit, Naturgenuß und eine ganz besondere Auszeit vom Alltag. Nach diesen Monaten und an solchen Tagen hat der Satz „Reif für die Insel“ für Conny eine völlig neue Bedeutung bekommen.
Euphelia ist begeistert von diesem großen Mond, der da auf ihren Tisch herein leuchtet. Nun versteht sie auch, warum Conny schon heute nachmittag die Decke ausrollte und sich gemütlich hinkuschelte mit ihrem Buch. Vollmond. Euphelia und die Großeule waren die einzigen Zuhörer. Conny hatte sich ein Buch ausgesucht, mit dem sie in ihre Heimatstadt und nach Hiddensee verreisen konnte. Judith Kern, Der Tanz der Kraniche. Achja! Torsten hatte vorher noch versucht, die Fähre zu buchen. Leider fehlten ihm die passenden Münzen. So wurde ganz schnell aus dem Ferngespräch ein Selbstgespräch. Wie toll, daß sie nun aufrecht steht, die Magentatelefonzelle. Es ist eine Riesenfreude und ein schöner nächster Erfolg für den Literaturpark Groß Breesen. Um 5.53 Uhr ist der Mond in dieser Nacht am vollsten. Ob Conny es wohl schafft, bis dahin zu lesen? Wäre ja mal wieder ein kleines Abenteuer. Lesen bis die Wimpern klimpern. Für alle anderen, die heute Nacht als Werwolf unterwegs sind oder als Wesen der Anderswelt, wünscht Euphelia viel Spaß und gutes Gelingen. Man sieht sich!
Euphelia hat gestern am späten Vormittag Conny und Torsten beobachtet, wie sie vom Hof verschwunden sind, Hand in Hand. Sie hatten ein Date. Euphelia mußte echt lachen. Noch immer, nach sechseinhalb Jahren, feiern beide an jedem 22. ihren Hochzeitstag. Conny hatte so eine Art Stofftasche in hellblau unter dem Arm, trug normale helle Hosen und dazu ihre Gartenschuhe. Alles sah nach einer romantischen Ausfahrt aus. Torsten strahlte Conny an: „Ich hab da mal was vorbereitet.“ Ach, was fehlt ihm doch dieser Satz. Endlich konnte er ihn anwenden. Ganz Gentleman hielt er ihr die Tür auf – vom Caddy. Beide schnallten sich an. Los ging es. Musik an. Brauchen wir ein Navi? fragte Conny. Na, schaun wir mal.
Die Fahrt endete nach einer Minute und 53 Sekunden. Das Tor von Eulenhausen stand weit offen. Torsten grinste bis zu den beiden Ohren. Als Conny ihn fragend ansah, bekam er voll den Lachkoller. Nun schaute sich Conny ihre Stofftasche, die er ihr noch zu Hause unter den Arm gedrückt hatte, genauer an. Noch immer Tränen lachend öffnete Torsten die Beifahrertür und Conny fiel ihm vor eigenem Lachanfall fast vom Sitz. Ihre Tasche war ein eingerollter Blaumann. Jetzt sah sie beide Freischneider vor dem Wagon in Bereitschaft und frisch getankt. Daneben die Helme und die Westen – und das Zielbier. Na, das wird ein Spaß! Conny war total begeistert. Sie schenkten sich also jeder eine gemähte Fläche. Conny zog ihren Blaumann über, Torsten hatte seine STIHLechten Hosen vorbereitet. Als beide aussahen, wie die Marsmännchen, hängte ihr Torsten den leichten kleinen Damen-Freischneider (Zwirni) vom Park des Gutshauses in die Aufhängung. Noch ein kurzer Klaps auf ihren Helm, Handkuß, Visier runter. Dann zog er an der Schnur und der Lärm begann. Conny hatte sich die Fläche vor dem Wagon ausgesucht. Sie war groß, aber nicht so krass bewachsen und wenig verfilzt. Torsten zog von dannen in Richtung hintere Ruine auf dem Hügel, um weit hinter dem Wagon die große Fläche in Angriff zu nehmen. Sie sah ihm durch ihr Visier hinterher. Seite an Seite mit ihm ging der neue starke wundervolle Freischneider. Eulo, der Recke. Man sah es beiden an, sie waren bereits Freunde geworden. Eulo, der Recke wollte sich von Torsten gar nicht mehr trennen, er hing förmlich an ihm.
In den nächsten Stunden trafen sich Conny und Torsten genau dreimal: zum Tanken der Geräte. Das Dorf genoß eine Sinfonie aus zwei Freischneidern in Stereo und Überlänge.
Als sie sich später mit ihrem Bier, noch in den rasenbestreuten Klamotten, vor dem Bahnsteig versuchten zu setzen, merkten sie beide, daß sie vor zwanzig Jahren echt noch jünger gewesen sind. Doch der Stolz und das wunderbare Gefühl dieser gemeinsamen Aktion wog mehr als der unbewegliche Rücken. So glücklich waren sie schon lange nicht mehr. Eulo der Recke streckte sich aus zu Torstens Füßen, zufrieden und in Vorfreude auf den nächsten Einsatz. Zwirni lag daneben, genauso erschöpft wie Conny und bittend um mindestens einen Tag ausruhen und abkühlen.
Diesen Tag nimmt Conny sich heute mit sehr gutem Gewissen. Der Tag des Buches schreit förmlich nach Kuscheldecke, Buch, GinTonic. Conny reist mit Ihrem Buch nach Südengland. Und Gin spielt dabei eine ganz wichtige Rolle. Um als Dienstauftrag Gin trinken zu müssen und vielleicht neue Ideen für die Getränkekarte zu finden, darf es diesmal sogar ein Krimi sein: Von Carsten Sebastian Henn „Der Gin des Lebens“.
Euphelia hört die Nachrichten. Sie weiß diese zu deuten. Sie kennt inzwischen die neuen Falten in Connys Gesicht und weiß, welche Gedanken sich dahinter verbergen. Genau heute wollten sich endlich einmal die Mitarbeiter, eben die gesamte Gutshotelfamilie, am Lagerfeuer zu Brot und Bratwurst und Bienenstich treffen. Die Vorfreude war unendlich groß.
Und doch kann Euphelia dieses Lächeln auf Connys Gesicht nicht übersehen. Was ist das? Das ist kein Lachen über einen Sonnenstrahl. Das ist ein großes Gefühl, welches in den Augen einen unübersehbaren Platz eingenommen hat. Torsten ist auch irgendwie total verpeilt. So aufgeregt rennt er durch die Gegend. Packt hier, schaut dort, sortiert, streichelt den Caddy. Was mag darin so Wertvolles sein? Euphelia kann ihre Neugier kaum zähmen. Rede, Conny! Was geht hier vor sich?
Und dann geht es los. Eulenhausen. Jetzt erahnt Euphelia, was Conny sooooo strahlen läßt. Hans-Christian Andersen hat gesagt: „Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“
Gemeinsam öffnen Conny und Torsten vor dem Wagon das Auto. Euphelia könnte brüllen vor Freude. Unglaublich, was in diesen wenigen Tagen passierte.
DANKE! DANKE! DANKE!
Es ist vollbracht. Heute morgen hat Torsten seinen Freischneider einkaufen dürfen. Freudestrahlend fuhr er damit auf den Hof. STIHLecht gekleidet geht es jetzt sofort ans Werk. Was für eine Glückseligkeit liegt auf seinem Gesicht. Ein Dank gilt auch der Firma Forst- & Gartentechnik Warnick in Güstrow, die wirklich einen wohlwollenden Preis berechnet hat. Conny kann Torsten gerade noch „Allzeit gute Fahrt!“ mit seinem Freischneider wünschen, da fällt auch schon das Visier vor sein Gesicht, klappen die Puschel auf die Ohren und – kein Vogel ist mehr zu hören. Ein bißchen hat sie das Gefühl, Torsten singt beim Mähen. Er singt von seinen Fans, von den wunderbarsten und treuesten und aktivsten und überhaupt besten Gästen, die sich ein Hotel weltweit auch nur vorstellen kann. DANKE!!!!!
Und nachher? Nachher werden sie gemeinsam mit Maxi am Wagon sitzen und die nächsten Schritte besprechen. Es geht weiter, es geht hier richtig los, Ihr lieben wahren Freunde. Euphelia ist dabei. Und Ihr auch bald wieder. Geduld!
Torsten wird dann schon mal was vorbereitet haben!!!
Euphelia nimmt gerade einen tiefen Zug aus ihrem Faß gleich hinter der BuchBar wo auch das Buddelbuch sich schreibt. Sie denkt noch darüber nach, was wohl Conny so verstehen mag unter dem Ruf nach spannend! nach Aktion! nach bereit sein! Da geht es auch schon los und zwar in windiger Eile. Schau Dir das an, meint Conny wie im Selbstgespräch, das mußt Du gesehen haben. Das geht so doch nicht! Kurzerhand läuft Conny nun zurück nach Eulenhausen. Euphelia hat noch so gar keinen Plan, ist Conny nun total verpeilt? Was soll das alles hier? Doch als sie, ganz außer Puste wegen des Laufschrittes, weit entfernt, hinter dem Wagon auf dem großen brachen Feld sieht, wie Torsten sich quält, da versteht sie allmählich den Unmut von Conny. Bereitschaft und Loslegen und spannend ist ja gut und schön, doch genau jetzt hat Conny echt Angst um ihren Groten. Das hält er doch nicht durch, brummelt sie vor sich hin. Quer über das Feld ist ihr Ruf zu hören, laut und klar und kurz und ohne Widerspruch zu dulden. „HÖR AUF!“ Euphelia ist sich nicht sicher, ob sie Conny so schon einmal erlebt hat. Dichter bei ihm angekommen, etwas leiser und noch nicht viel milder tippt sie sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und fragt ihren Groten mit so einem Zischen in der Stimme „Aber sonst ist alles okay, oder?“ Der weiß nicht wirklich, was er darauf antworten soll. Er hat es gut gemeint. Das Feld muß gemäht werden, haben sie gemeinsam beschlossen, damit man die Struktur der Fläche zum ersten Mal überhaupt einschätzen kann. Sein Freischneider für den Gutspark gibt hier den Geist auf, wenn er die Beschaffenheit dieses alten Geflechtes bloß anschaut. Sein Rasentrecker müßte geländegängige Jeep-Eigenschaften haben, wenn er diesen Unebenheiten und unbekannten Huckeln gewachsen sein sollte. Also holte sich Torsten die uralte Sense aus dem Stall und legte los. Ja, nun ja, so ist er, das hat sie gewußt, als sie ihn geheiratet hat. Doch seid mal ehrlich, diese Fläche ist zu groß für eine alte Sense und für einen also, für einen nicht mehr so ganz jungen Mann.
Inzwischen haben beide gemeinsam telefoniert und recherchiert. Sie können zeitnah einen Freischneider bekommen, der auch in der Forst genutzt wird, der sie dann sogar durch die verwilderten Brombeeren und Büsche schneidet.
Der Haken dabei ist: Conny und Torsten brauchen Eure Hilfe. Sie werden dieses Gerät für Eulenhausen anschaffen, also für den Förderverein Literaturpark e.V. , so ist es mit dem Vorstand besprochen worden. Doch der Verein hat noch kein Geld.
Bitte, helft Ihr uns?
Es bedarf einer Summe von knapp 1500,00 Euro. Dann ist der leistungsstarke Freischneider mit Zubehör komplett bezahlt. Wenn viele ein bißchen spenden, ist es vielleicht möglich und tut niemandem weh. Wir möchten durch die Büsche und Brombeeren, bevor sie noch mehr bewohnt sind. Rasches Handeln hatte Torsten bei aller Übertreibung also richtig verstanden.
Deshalb bittet Conny heute um Mithilfe. Wer sie kennt, weiß, wie schwer ihr ein solcher Weg fällt. Doch vielleicht freut Ihr Euch alle darüber, mit eingebunden zu sein in die Entwicklung von Eulenhausen. Bald, so hofft Conny aus tiefster Seele, können alle gemeinsam lachen, arbeiten, am Feuer sitzen und die zauberhafte Natur an diesem herrlichen Ort genießen. Dies soll der Anfang sein. Schön, wenn Ihr Lust habt, dabei zu sein.
Danke!!!! Und das kann der Verein versprechen: Er wird über Heller und Pfennig abrechnen, was er mit gespendetem Geld anschafft und schafft. Conny hat richtig Lust, den Literaturpark Eulenhausen schon mal so ein bißchen gemütlich für den Anfang zu machen, bevor dann viele gemeinsam ranklotzen können.
Und Euphelia besteht darauf, Euch zu beruhigen. Conny und Torsten haben sich längst vertragen, gekuschelt und umarmt.