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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 2. Juli

Euphelia kann es nicht fassen. Das geht doch gar nicht. So schnell kann man nicht ÖFFNUNG sagen, da ist der Juni auch bereits vorbei. An allen vorbei gerauscht, daß man nur ein Zischen hörte. Und doch braucht Euphelia Conny nur anzuschauen, dann sieht sie und grinst, Conny war noch immer nicht zum Friseur (Torsten sieht schon wie ein echter Künstler aus!). Doch sie sieht auch und wird ernst, es waren lange, gedankenschwere 19 geöffnete Tage in diesem einzigartigen Juni, der erst in der Mitte begann. Die meiste Zeit hatte Euphelia im komplett umgebauten Foyer die Chance, alle Informationen aus erster Hand zu bekommen. Für Conny war es unübersehbar am wichtigsten, allen Gästen einen Urlaub zu bieten, der dieses Wort auch verdient. Ihr großes Vorbild war, wie schon so oft, ihr großer Bruder. Er hatte damals als Artist immer gesagt: „Keiner der Zuschauer darf spüren oder sehen, wieviel Schweiß, Anstrengung, Training und harte Arbeit uns ein perfekter Auftritt auf der Bühne kostet.“ Genauso möge es Connys Gästen ergehen. In dem Moment, wenn sie die Insel Literaturien betreten, soll die Welt da draußen auch wirklich draußen bleiben.

So viele Einzelheiten, Abläufe, Details mußten neu durchdacht und definiert werden, um diesen hohen eigenen Anspruch zu erfüllen. Wahrlich, es sind einschneidende Veränderungen, die eine große Portion Mut und Kühnheit verlangen. Tja, das Jahr der Kühnheit. Doch die ersten drei Wochen der neuen Zeitrechnung haben gezeigt: Die Kühnheit, auf einem sehr schmalen, sehr geraden und sehr ehrlichen Pfad zu starten, zahlt sich zwar vielleicht nicht in Form eines tollen Eurokontos aus, doch diese Kühnheit gibt den Gästen den erforderlichen doppelten Boden, das Netz unter dem Hochseil, um sich wirklich – und wenn es sein muß sogar mit dem Buch in der Hand – einfach entspannt fallen lassen zu können. Das zählt für Conny an erster Stelle und sie weiß, sie hat die ganze Gutshotelfamilie bei dieser Denkweise geschlossen an ihrer Seite. Gemeinsam meisterten sie diesen Neustart mit dem ihnen eigenen Zusammenhalt. Das fortwährende Putzen und Räumen nun im Hintergrund wurde unterlegt von Respekt, Harmonie und einem anfangs chaotischen Miteinander, alle bedacht, Gutes zu tun.

So manchen Abend stand Conny, das Frauenzimmer, in ihrem Frauenzimmer am Stehpult, blickte über die Felder und dachte über die Zukunft nach. „Was will ich werden, wenn ich erwachsen bin?“ dachte sie. Denn irgendwie fühlten sich diese ersten Tage wie ein Versuch in Kinderschuhen an.

Doch allmählich entwickelte sie mit ihrer wundervollen Truppe um sich herum und den vielen abstandsherzlichen Begegnungen mit alten und neuen Freunden und Gästen ein Gefühl für so eine Art Alltag. Auf der Insel Literaturien halten sich die Lockerungen weiterhin in Grenzen. Es haben nur Übernachtungsgäste Zutritt. Das Restaurant, der Gutspark, die Bücherscheune bleiben für alle Tagesgäste geschlossen. Das ist kühn, das weiß Conny. Das ist vielleicht nicht wirtschaftlich, das ahnt Conny. Aber es ist verdammt ehrlich, das braucht Conny. Dies gibt ihr die Kraft, das Lachen neu zu entdecken, das Strahlen und die Leidenschaft, diesen Ort zu schützen und als Gastgeberin zu ehren.

Es gab eine erste Lesung im Gutspark zu Mittweihnachten am 24. Juni. Conny bekam sogar Geschenke und endlich – und das war das größte Geschenk – war das Lagerfeuer wieder Mittelpunkt fröhlicher Gespräche.

Im Gutspark spielt sich das meiste Leben ab. Hier wird gefrühstückt, gelesen, mittags geschlafen, geplaudert und angeregt diskutiert, gelacht und gestrickt, einfach nur gesessen, lecker gegessen und manch ein köstlicher Schluck getrunken. Eine Wohlfühlstimmung liegt über dieser Insel. Man bleibt auf Abstand und genießt eine unaufdringliche, liebevolle Nähe. Die Gutshotelfamilie darf endlich wieder verwöhnen, und sie tut es mit Inbrunst.

Gab es für Euphelia einen magischen Moment in den letzten Tagen? JA!

Conny war noch immer so nachdenklich, bedrückt gar, ängstlich vielleicht, unentschlossen wahrscheinlich. Da gab es diesen Moment, als Maxi sie in den Arm nahm, sprichwörtlich gleichzeitig das Paddel in die Hand und sprach: „Mama, im August möchte ich an Vollmond abends auf dem See wieder paddeln. Wenn Du vorliest, kümmere ich mich um alles andere!“

Dieser Satz war wie ein Weckruf für Conny. JA, sie wird lesen an Vollmond im August im Kanun auf dem See am Abend. Und ja, Maxi kümmert sich – nicht nur um diese Tour, sondern mit Bravour um Steueränderungen, Listen, Pläne und Tabellen – und um Menschen. Und ja, in Conny beginnt es zu brodeln. Im Frauenzimmer am Stehpult entstehen neue Ideen für Kurse, Lesungen, Abende. Sie denkt an Schreibende, an Fotofreunde, Buchbinder und Schönschreiber, an Träumer und Lesende, an Reisende und Radfahrer, an Sterngucker und Gartenfreunde. Sie träumt und lächelt.

Und Liane spürt es und sucht Weine aus und Cocktails. Fruchtig, Brombeere, eisig – sie kennt Conny und ihre Gäste. Und Ingo spürt es und schreibt Menüfolgen für besondere Anlässe. Und Torsten spürt es und bereitet vor, räumt hin und her, bereitet nach und ist immer schon da, wenn Conny ihn gerade rufen will. Und so geht es der ganzen Gutshotelfamilie. Sie spürt diesen Ruck. Es geht vorwärts. Es wird wieder spannend. Es wird kühn. Leise zwar, klein, eigensinnig im wahrsten Sinne, doch es wird kühn.

Wer dabei sein wird, wer sich darauf einläßt, wird seinen Spaß haben.

Euphelia, die echte Eulenfeder, die Hausschreibfeder, hat plötzlich Gänsehaut am ganzen Federpuschel.

Über diesen Satz muß nun sogar Conny schmunzeln.

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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 14. Juni

Euphelia schüttelt mit dem Köpfchen. Seit Donnerstag schüttelt Euphelia ihr Köpfchen. Mit einem Federpüschelchen hält sie sich anderthalb Augen zu. Mit halbem Auge lugt sie ganz vorsichtig hervor und beobachtet das Geschehen um sich herum.

Menschen sind wieder da!

Es liegt eine Anspannung in der Luft, die vielleicht zu dem Gewitter des Wochenendes paßt, doch irgendwie so gar nicht zu diesem Haus. Euphelia hat sich so tief es geht in ihr silbernes Stiefelchen gerollt. Nur nicht auffallen, denn Conny holt noch immer Luft! Ein Taucher unter Wasser auf der Langstreckenbahn. Wie lange hält sie das noch aus? Euphelia beobachtet diesen Prozeß bange. Voller äußerer Ruhe steht Conny am Ruder und führt das Schiff durch die Klippen. Voller äußerer Ruhe steht sie an der Tür und begrüßt die ersten Gäste, die nach dem 17. März wieder ihre Insel betreten. Doch Euphelia spürt in jeder Federspitze, eigentlich ist Conny gerade ein Bootsmann auf der Scholle. Wenn niemand es sieht, dann kullern dicke Tränen. Das ist einfach nicht ihre Art, ein Hotel zu betreiben. Ein großes Zuhause will sie anbieten. Das Urvertrauen – wo ist es geblieben? Vorsicht, Regeln, Mißtrauen, Maßnahmen, Belehrungen, Angst, Krankheit… dies sind Worte, die in Connys Duden fehlen. Alles in ihr ist verknotet, sie wandelt wie durch ein Nebelmeer durch diese Tage. Charisma sieht ganz anders aus. Noch immer keine farbenfrohe Vision, kein wirkliches Ziel, kein helles Licht am Ende des Tunnels. Irgendwie ist ihre Weste gerade hinten zugeknöpft. Ein einziges Wort rettet Conny in diesen Tagen, welches sie verinnerlicht hat in mehr als 30 Jahren: Verantwortung. Dieses Wort und dieses feste Gefühl dafür läßt sie agieren und am Platz bleiben, gibt ihr die Kraft, Entscheidungen zu treffen. Das wissen auch alle Neune der Gutshotelfamilie um sie herum und sind fest an ihrer Seite und kraftvoll am Ruder.

Torsten ist raus aus seinen Duschen. Wasser läuft und auch ab. Toiletten sind tiefgetaucht, Lüfter nagelneu. Flurbeleuchtungen funktionieren, alle Lampen richtig angeklemmt. Saal für die erste Tagung ist gestellt… Torsten ist der Mann, der einfach immer zur Stelle ist, auch wenn man ihn noch gar nicht gerufen hat. Er ist der Fels in der Brandung auf der Insel Literaturien.

Maxi spürt es wohl am deutlichsten, wie schwer es ihrer Mama fällt, unter diesen Bedingungen zu strahlen. Voller Kraft und Energie tritt sie mit dem ungebremsten Elan der Jugend an ihre Seite. Sie telefoniert stundenlang, erklärt diese neuen Bedingungen, schreibt Formulare, erstellt Listen und Pläne. Maxi geht aus diesen vergangenen Monaten noch mehr als erwachsene Powerfrau mit Weitblick hervor und ist total verzaubert von der Magie dieser Insel.

Das Dreierteam kann gemeinsam nun auch den Mitarbeitern einen Kompaß in die Hand geben. Diese Truppe ist echt ein Genuß. Wie wunderbar verstehen sich Küche und Restaurant – ein Segen für jeden Gast (und für jeden Chef!). Liane kümmert sich um kreative Drinks, die alle Sorgen vertreiben, bedient mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen. Ingo und Biene denken sich in der Küche immer wieder neue Kreationen für die Speisekarte aus, damit die Neugier und der Gaumen gleichzeitig mit Erlebnissen prahlen können. Das Putzen und Räumen wurde nun übergeben an Pia in den Zimmern und auf den Fluren, an Doris in der Küche und an Kerstin im Garten. Alle drei tragen ein ständiges Lächeln im Gesicht, haben sie doch endlich ihre Gutshotel-Familie wieder um sich herum. Und unser Engelchen meistert voller Elan das Frühstück der neuen Art bravourös. Es ist ein Buffet ohne Selbstbedienung. Was für ein Aufwand! Doch mit Engelchen haben die Gäste auch zum Frühstück immer wieder viel zu lachen.

Und so vergeht das erste Wochenende. Die ersten Gäste reisen wieder ab. Alles normal? Nein, weit davon entfernt! Jedoch während der Stunden, in denen Lesewesen im Park oder im Salon, im Gewölbe oder im Wohnzimmer saßen und Aperol Spritz in der Sonne leuchtete und das Buch sich umblätterte, da war es schon ein wenig wie immer. Ein bißchen Zauber kehrt bereits zurück. Euphelia, die sich inzwischen traut, mit beiden Augen in die Zukunft zu schauen, entrollt sich ganz zart und leise schon ein wenig. Das wird, denkt sie sich, das wird!!!!

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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 8. Juni

Euphelia kam mit ihren ständigen Umzügen nicht zurecht. So kann man nicht schreiben, wisperte sie ständig vor sich hin. Fremde Kiste war schon ExklusivUnterkunft. Auf dem Tisch neben der Butter, beiseite geschoben neben dem Halma-Spiel, gedrängt zwischen nicht gegossenen Blumentöpfen. Umschwirrt gar von fetten Fliegen. Nein, so kann man nicht schreiben!!!

Bitte verzeiht, Ihr Lieben, Euphelia ist eine kleine Diva, sie braucht ihre Aura um sich herum, damit die Tinte fließen kann. Und was machte das Dreierdreamteam in den letzten Tagen? Ihr glaubt es nicht, wahrhaft unglaublich:

Sie räumten und putzten.

Manchmal hörte Euphelia nun doch schon mal ein Stöhnen oder ein Kraftwort oder ein Gähnen – doch immer, immer wieder Lachen, verbunden mit großem Stolz auf Geschafftes, mit „Boh eh!“ oder „Wow!“.

Es nahm einfach kein Ende und doch nahm es Form an, von Tag zu Tag mehr.

Erst gestern bekam Euphelia einen würdigen Platz. Ob es ein Zuhause für sie wird, steht in Frage, alles räumt sich hier noch durch die Räume. Gestern so – heute ganz anders. Immerhin kennt sie diesen Ort. Er war mal ihr großer Start in das Leben als Hausschreibfeder. Von hier aus winkte ihr Faust in guten alten Zeiten erst hinterher, dann zu ihr hinüber. Heute allerdings keine Spur von ihm. Er ist noch verräumt. Euphelia hat große Hoffnung, denn bisher ist ihre WG nur von ihr ganz allein bewohnt. Faust kommt noch, da ist sie sich ganz sicher. Sie wird warten. Das hat sie gelernt in den letzten Wochen.

Doch jetzt spitzt sie erst einmal ihre Federpüschelöhrchen. Immer konkreter werden die Gespräche und Pläne.

DER TAG NAHT.

Schon letzte Woche trafen sich ihre drei Hausgeister mit Liane und Ingo. Von eineinhalb Wochen wurde gesprochen. Conny bekam voll die Panik: Ohje, noch schnell duschen, dann geht es auch schon los! Ja, das Zeitgefühl hat wohl etwas gelitten. Heute wurden erste Dienstpläne für die Mitarbeiter geschmiedet, Handlungsabläufe geschrieben, Formulare und Belehrungen gedruckt. Und Listen, immer wieder Listen! Alles muß gut durchdacht sein, damit alle gesund bleiben und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gegeben sein wird.

Maxi und Conny sitzen am Schreibtisch mit spitzem Bleistift, dem Telefonhörer am Ohr und den Zahlen vor sich auf Papier, die unterwegs sind auf den Rechenwegen zwischen Connys Herz, Kopf und Bauch. Euphelia wagt gar nicht, sich auf diese Wege zu begeben – mal Stau, mal tiefe Schlaglöcher, mal komplett rasende freie Fahrt. Dies ist kein leichtes Gelände. Torsten ist zur Sicherheit in die Duschen geklettert. Hier kennt er sich aus, Wasser Marsch!

Wenn am Mittwoch die gesamte wundervolle Gutshotelfamilie gemeinsam DEN TAG vorbereitet, müssen alle Details beschrieben und durchdacht sein, werden die Herzen vor Aufregung vor dem Neubeginn schneller schlagen. Seit dem 17. März betrat kein Gast dieses Haus und den Park. Euphelia weiß, daß diese lange Zeit nicht ohne Folgen im Denken und Fühlen ihrer drei Hausgeister geblieben ist.

Doch die Vision der Zeit DANACH wird gerade in diesen Stunden vollendet von einer Skizze in schwarzweiß zu einem farbigen Bild.

Euphelia steht mondstaubviolett getankt bereit, doch Conny holt noch tief Luft…

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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 16. Mai

Hätte Euphelia kleine Händchen an kleinen Ärmchen, so würde sie diese wohl schon mehrfach in den letzten Tagen über ihrem kleinen Eulenfederköpfchen erhoben haben, leicht aneinander gedippt und anschließend mit eben jenen ihre kleinen Äugchen zugehalten haben. Sie kann es einfach kaum noch ertragen. Was tun die hier?

Ihren Stammplatz hat sie verlassen. Nachdem Euphelia dachte, es geht auf spannende Reise oder in eine interessante Verhandlung, wurde ihr sehr schnell klar, dies war echt ein voll unspektakulärer Umzug in die letzte Ecke der Rezeption. Abgestellt sozusagen. Sie räumten mal wieder. Nun ist das Wohnzimmer dran, war die schnelle Erklärung nebenbei. Sie räumen und putzen. Sie räumen und putzen. Was für eine wochenlange Dauerschleife. Und ewig grüßt das Murmeltier. Nur einen Tag später erkannte Euphelia voller Entsetzen, es geht noch schlimmer. Ihr Platz an der Rezeption war eine Zwischenstation. Kalt abserviert kam sie in einen fremden Karton in die allerletzte Ecke des Salons. Salon ist zur Zeit sicher mit einer anderen Vorstellung verbunden. Salon ist hier Lagerraum, Imbißbude, Spielehölle und Aufenthaltspausenraum geworden. Hätte Euphelia kleine Händchen an kleinen Ärmchen … die Dauerschleife… Nun ist die Rezeption dran. Sie räumen und putzen. Sie räumen und putzen.

Euphelia bittet um Entschuldigung: So kann sie nicht schreiben. Kein Mensch redet mit ihr. Keiner nimmt sich die Zeit für einen kleinen Tratsch über die Welt da draußen. Naja, das kann sie zumindest verstehen. Die Welt hier drinnen ist schon spannend genug. Außerdem ist sie beruhigt, daß hier viel gelacht wird. Sie räumen und putzen und lachen, sie kuscheln und spielen. Sie träumen wieder von der Zukunft. Euphelia spürt die Größe des Satzes:

Sie träumen von der Zukunft. Endlich. Es ist soweit!

Was Ihr, liebe Gäste und Freunde, die Ihr bald kommen werdet,  wohl von der Gutshotelfamilie erwartet? Worauf habt Ihr Lust hier in Groß Breesen? Was ist Euch wichtig? Worauf habt Ihr Appetit?  Möchtet Ihr vorgelesen bekommen? Freut Ihr Euch auf Abende am Lagerfeuer? Habt Ihr Sensucht nach dem aufgeschlagenen Buch in einer gemütlichen Kuschelecke? Was zieht Euch an diesen Ort? Möchtet Ihr im Garten oder in Eulenhausen mit anpacken? Conny fragt sich gerade, ob es nicht schade wäre, im Park viel zu tun, denn er ist wunderbar wild. Diesen Anblick sollte man sich vielleicht wenigstens für dieses Jahr bewahren. Dieser Wildnis ganz vorsichtig zu Leibe zu rücken, wäre eine große Bitte. Aber da ist ja auch noch Eulenhausen. Ausreichend Möglichkeiten zum Austoben und Gestalten.

In Vorbereitung auf die nächsten Wochen las Conny ihr eigenes Vorwort für das Jahr der Kühnheit 2020. Irgendwie ist sie selbst erschrocken, wie nahe es an der derzeitigen Situation gemessen seine eigentliche Botschaft verkündet.

Euphelia sah ihr beim Lesen des Vorwortes über die Schultern. An einem der letzten Sätze blieb sie hängen. „Deshalb werden wir mit Sicherheit nie damit fertig…..“ las sie. Ob Conny es wohl so gemeint hat beim Schreiben?

Der 11. Juni ist nicht mehr weit.

Und sie räumen und putzen.

Hätte Euphelia kleine Händchen an kleinen Ärmchen ….

…. sie würde Beifall klatschen und so ihre Freude bekunden auf das baldige Ankommen der mit Abstand besten Gäste der Welt.

Prolog 2020 – das Jahr der Kühnheit

„Nichts ist auf der Welt so mächtig, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“

Victor Hugo

Das nächste Jahrzehnt kam ohne unser Zutun und viel schneller als gedacht. Doch wie wir den Auftakt meistern zu diesen neuen zehn Jahren, das liegt ganz in unserer Hand. Die Lust ist ungebremst groß, unsere Insel Literaturien zu gestalten. Verträumt und verspielt, edel und rustikal, wirtschaftlich geführt und großzügig, arbeitsreich und erholsam – Ihr erlebt hier einen Ort in so vielen verschiedenen Facetten und mit vielen Charakteren: Kraftvoll. Fröhlich. Still. Zart. Deftig. Leicht. Erhaben. Dabei immer und überall mit einem bibliophilen Verwöhnaroma. Eine bewohnte Bibliothek, nicht einfach ein Hotel als dekorativer Ort zum Speisen, Trinken und Schlafen, sondern ein magisches Geflecht von Beziehungen. Alles, was in diesem Hause passiert, basiert auf Kommunikation.

Unverblümt habt Ihr uns wissen lassen – unsere Veranstaltungen fehlen Euch. Das hat seine Wirkung nicht verfehlt. Danke für diese Rückmeldung. Schön zu spüren, daß unsere gemeinsamen Erlebnisse einen solchen Stellenwert in Euren Herzen erobert haben.

In diesem Sinne freuen wir uns, Euch wieder interessante literarische und kulinarische Höhepunkte anbieten zu können. Auch uns fehlte der innige Austausch mit Euch über Eure Geschichten, über Begegnungen und Erfahrungen, über Eure Visionen, Träume und Anekdoten.

Voller Kühnheit nehmen wir zudem einen nächsten Schritt. Der Literaturpark „Eulenhausen“ ist ein wahrhaft zauberhaftes Projekt, welches wir mit vielen gleichgesinnten Menschen gemeinsam umsetzen werden.  

Alles begann mit einem Eisenbahnwagon mitten auf dem Acker. Nun lassen wir uns auf diesen Ort voller Passion, Hingebung und Kreativität mit der von uns bekannten Verrücktheit voll ein.

Wir laden Euch ein, der Phantasie Flügel wachsen zu lassen. Mit Witz, Inspiration, mit Sinn für Magie, Natur und Poesie wollen wir „Eulenhausen“ zu einem Sehnsuchtsort für Lesende und Erholungssuchende als Naturkleinod gestalten. Ein bißchen wild und ungebändigt soll es sich zeigen, unser „Eulenhausen“, als dürfe es sich nach einem Zufallsplan entfalten. Ungebremster Wildwuchs wird sich mischen mit einem angelegten Weidendom und größeren offenen Flächen, in denen das Licht tanzt. Als Lebens- und Leseraum verstehen wir unseren Literaturpark Groß Breesen, in dem Ihr Geselligkeit genauso wie Ruhe finden werdet, Unbekümmertheit, Entdeckerlust und ganz viel Zeit für Muße und Leichtigkeit beim Wandeln auf dem Gelben Steinweg.

Unser ganzes bibliophiles Refugium zusammen mit Euch zu leben, ist faszinierend. Deshalb werden wir mit Sicherheit nie damit fertig und sind immer wieder neuen Ideen auf der Spur. Wir sind bereit, mit Euch Humor, Poesie und Fröhlichkeit zu teilen.

Im Gegenzug sind wir so kühn, uns Eure Hilfe bei der Umsetzung unserer Visionen zu wünschen.

Eure Conny

„Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es.
Kühnheit besitzt Genie, Macht und magische Kraft. Beginne es jetzt.“

Goethe

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Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 8. Mai

Euphelia ist voller Aufmerksamkeit. Sie durfte ihren Stammplatz heute verlassen. Gestern klingelte ständig das Telefon. Es ist ein schönes Gefühl, daß so viele Freunde und Gäste bald wieder hier in Groß Breesen sein möchten. Doch Conny hat einen Plan und einen Bauch. An beidem kommt so schnell keiner vorbei. Und nun wird heute heiß diskutiert. Euphelia spürt förmlich die starke Energie und den festen Zusammenhalt, denn hier sitzen am großen Tisch im Gelben Salon vereint Torsten, Maxi, Liane, Ingo und Conny.

Die Verhandlungen dauern seit Stunden an – so heißt es ständig in den Medien. Was Euphelia hier so erfreut: Es sind zwar auch viele Stunden, die rasend schnell vergehen, doch alles verläuft kreativ, zielstrebig, mutig – und scheinbar entsteht ein handfester gemeinsamer Plan. Seit Tagen bereits hört man Maxi und Conny oder Torsten und Maxi oder Torsten und Conny an allen Ecken beraten.

Zuerst diese Unruhe. Jeder von den dreien geht anders damit um. Maxi bügelt und wäscht und bügelt. Torsten mäht den Rasen und mäht und mäht. Conny räumt und putzt und räumt. Diese starken Zweifel bei Conny. Sie ist 1988 von diesem Haus ausgesucht worden, es zu beleben. Seitdem besteht schon fast so etwas wie ein Pakt mit diesem alten Ort, durch alle Höhen und Tiefen hindurch, in guten wie in schlechten Zeiten. Seit dem 17. März hat Conny ihr Groß Breesen nur wegen ausgesprochen wichtiger Anlässe verlassen. Zur Vor- und zur Nachuntersuchung und zur eigenen Operation, sowie eine Nacht nach Stralsund, als ihr Papa, der Heinz mit dem Akkordeon, ins Krankenhaus kam. Ansonsten konnte sich das Bücherhotel darauf verlassen, daß Conny da ist, anwesend, Steine streichelnd, Bäume umarmend. Die Natur dankt es ihr. Der Park blüht prunkvoll. Die Beete sind voller grüner Pflanzen. Was ist schon Unkraut, wenn es so schön aussieht.  

Und nun ging vor zwei Tagen in der Politik alles ganz schnell. Euphelia spürt, wie Conny sich windet, ihr geht es zu schnell. Wenn sie die Nachrichten hört, rutscht sie auf ihrem Stuhl hin und her. Conny lebt in Bildern. Ihre Visionen sind ihre Galerien. Der Blick schweift dann ab, aha, sie schaut ihre Leinwände an, vergleicht sie mit der Wirklichkeit, mit dem eingeschlagenen Weg. Korrektur nötig? Dann unbedingt jetzt und sofort. Sonst kribbelt es in ihr, sie wird ungeduldig, ungnädig, unruhig. Der Ort spricht dann anders mit ihr, mault beinahe.

Conny ist nicht einig mit den Entscheidungen um sie herum. Ja, die Vorfreude, wieder zu öffnen, ist sehr groß. Doch alles muß seine Zeit haben. Wenn ein alter Gaul beinahe acht Wochen im Stall stand, dann springst Du doch auch nicht darauf und hetzt ihn über den Acker.

Es war so schwer, zu Beginn aus dem Hamsterrad heraus zu klettern. Doch dann war der Genuß eines langsameren Tages endlich ebenfalls zu spüren. Dieses einmal  Bei-sich-selbst-sein. Gelassenheit. Tage ohne Uhr. Das ist nicht alles vorbei von einem Tag zum anderen. Dieser alte Ort hat seit seiner Eröffnung im September 1998 erstmals gaaaanz tief Luft geholt. Nun werden sie ihm hier die Zeit geben zum Ausatmen.

Conny wird durch die Zimmer gehen, die wieder belegt werden dürfen – es sind ja längst nicht alle – und lüften, lächeln, innehalten. Sie will einfach nicht mehr sofort wieder hinein ins Hamsterrad. Da sind Bilder in ihrer Visions-Galerie entstanden, die einen neuen Plan, ein neues Konzept brauchen, natürlich voller Beschaulichkeit, Entschleunigung und Harmonie. Das geht nicht mit einem Schnipsen oder mit einem Lichtschalter-An. Und das geht schon gar nicht mit Masken und einem Katalog von soooo vielen Verhaltensregeln, daß man gar nicht weiß, was das noch mit Urlaub und Gästebetreuung zu tun hat.

Danke an alle Freunde des Bücherhotels, die uns dieses Zeit-Nehmen, diese Zuversicht, diesen Mut mit Buchungen für später, mit Einkäufen in der BuchBar und mit vielen guten Wünschen und gesendeter Energie ermöglichen. Eins scheint Euphelia nun kurz vor Ende der Gespräche hier am runden Tisch ganz sicher: Conny und ihre Truppe lassen sich nicht hetzen.

Es steht also fest. Hier im Bücherhotel öffnen sich erstmals die Türen am 11. Juni 2020. Erst am 11. Juni öffnet sich hier auch das Restaurant. Die Bücherscheune bleibt auf bisher nicht entschiedene Zeit für alle geschlossen, die nicht im Hause übernachten. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und Gäste steht für uns an erster Stelle. Im Moment können wir die uns auferlegten Maßnahmen nicht mit gutem Gewissen erfüllen, dafür ist unser Hotel zu kuschelig. Und so soll es bleiben!