Euphelia will schreiben. Warum kann sie nicht einfach Tinte ziehen und loslassen? Einfach fließen lassen? Connys Enkelin Pia hat es ihr mit ihrer Nachbarin, der Glasfeder, vor ein paar Tagen vorgemacht. Glasfüßchen in das Faß getaucht, und schon schrieb die kleine Pia eine wunderschöne Geschichte in mondstaubviolett.

Euphelia will das auch. Doch niemand taucht ihr Füßchen in die Tinte. Natürlich versteht sie, daß diese letzten Wochen für Conny ein nochmaliges Werfen aus der Bahn bedeuteten. Jeder weiß, daß Conny keinen Krimi liest, keine spannenden Filme schauen kann. Dieses reale Grauen ist für sie selbst nicht mit Worten zu beschreiben. Sie fühlt sich plötzlich klitzeklein, hat Angst, so viel Angst. Das Herz ist dauerschwer. Die Inhalte der Gespräche beugen den Rücken. In dem Wort Krieg steckt das Wort Gier. Ob da nicht so manch einer der aktuellen mächtigen älteren Herren eine Ambition für hat? Gier kann Menschen zu mörderischen Tieren machen. „Der Besuch einer alten Dame“ von Dürrenmatt ist ein mahnendes literarisches und filmisches Beispiel (mit Christiane Hörbiger).
Manchmal möchte Conny irgendjemanden fragen, um sich sagen zu lassen, wie es weitergehen kann in einer Welt, in der nichts mehr so ist, wie vorher. Wen kann sie fragen? Wer gibt ihr eine Anleitung? Einen Leitfaden? Gibt es noch eine Strategie? Oder nur Taktik, um immer schnell den Kurs ändern zu können? Pandemie – zweite Abfahrt links, Krieg – nächste Abfahrt, was kommt noch? Sackgasse? In solchen Momenten fühlt sie sich einsam. Dabei soll sie doch diejenige sein, die ihren Mitarbeitern die Glaskugel ersetzt und klare Wege und Ziele aufzeigt.

Conny wird langsam bockig. Rupi hat ihr gesagt, Sprachlosigkeit ist Mist und Deep Depression bringt nichts. Recht hat er und ein wunderschönes Kinderbuch verfaßt „Der Roboter Archimedes“, ein Kinderbuch gegen Putins Krieg und gegen Kanonenkönige. https://ruprechtfrieling.de/der-roboter-archimedes-und-der-kanonenkoenig/
Conny muß lernen, diese erneuten Veränderungen zu akzeptieren und sie muß aus der Starre der Wortlosigkeit erwachen. Sie braucht einen Plan, eine Sicherheit. Erfolgreiche Jahre, die hinter ihr liegen, entstanden nicht durch Zufall. Sie waren das Ergebnis sorgfältiger Planung, strategischer, meistens langfristiger Entscheidungen. Und eine Menge Arbeit. Conny scheut keine Arbeit, sie liebt ihre von ganzem Herzen. In den letzten zwei Jahren standen zwei Wünsche ganz oben auf der Prioritätsliste in allen Briefen, Telefonaten und Mails: BLEIBT GESUND! und BLEIBT UNS ERHALTEN! Ist das jetzt noch richtig? Wichtig? Darf Conny noch an sich selbst denken, wenn sie doch täglich erschauert bei den bestürzenden Bildern, vor denen sie ihre Augen nicht verschließen kann? Darf sie lächeln, wenn sie am Morgen in den Spiegel schaut, sich auf den Tag freuen?


JA! JA! Und nochmals JA!!!
Mehr denn je muß sie auf sich selbst aufpassen. John Strelecky sagt: „Ich verändere die Welt, indem ich die authentischste Version meiner selbst bin. Allein das inspiriert andere dazu, ihrem eigenen Herzen treu zu bleiben. Und das verändert die Welt.“
Conny muß gesund bleiben – körperlich und herzlich und seelig. Und vor allem muß sie bei sich selbst bleiben, um für alle anderen diese Insel zu einem besonderen Ort zu gestalten.
Genau auf dieser Insel ist in den letzten Tagen wieder soviel passiert. Ein wichtiges Ereignis: Der Frühling hat schon mal zwei Vorboten geschickt, nämlich Connys Eltern. Nun ist die Auffahrt voller Farbe und Zuversicht.

Anfang März wagte sich die Gutshotelfamilie an eine erste Veranstaltung. Only Ladies waren unterwegs mit einem tollen Butler.



Diese gelungenen und voller Lachen gestalteten drei Tage gaben Auftrieb für mehr. Ende März trafen sich liebe Gäste zum ersten FreundeWochenende, räumten in der Bücherscheune auf und waren fleißig in Eulenhausen und im Gutspark.
Dieses freudvolle Miteinander, diese Harmonie von Menschen, die sich irgendwann alle mal hier in Groß Breesen kennenlernten, führte dazu, daß Conny sich mehr und mehr darauf einlassen kann, wieder achtsamer auf das Hier und Jetzt zu werden, produktiver und auch eine Spur von gelassener, optimistischer.

Voller Freude durchstreift sie die weitläufige Fläche von Eulenhausen. Alle Obstbäume haben den Winter gut überstanden. Die kleinen Naschsträucher recken und strecken sich. Die große Wiese für alle Sternengucker wurde vom Nachbar Silvio gemäht. Bei dieser modernen Technik von Silvio mußte sogar Torsten mit seinem wundervollem Eulo der Recke neidlos und dankbar Hochachtung zollen.


Der wohl größte Höhepunkt für Eulenhausen in den vergangenen Wochen ist die Fertigstellung des Brunnens.



Noch ist kein Frosch zu sehen, auch keine goldene Kugel. Jedoch läuft Wasser, und das ist ein Riesenerlebnis für einen Brunnen. Dank einer anonymen Spende konnte der Verein den Großteil des Brunnens bereits anzahlen. Für den Rest reicht noch die Vereinskasse. Danke an alle, die den Verein auf brillante Art und Weise unterstützen und diese Insel Literaturien zu etwas ganz Besonderem machen. Und dieses Danke sei verbunden mit der Bitte, WEITER SO!!!!
Der Mecki hat den Gästen bereits tolle Brote gebacken und Torsten als Ofenmeister freundet sich immer mehr mit ihm an. Und die Brote werden von einem starken Edoard (der Roggensauerteig) und einer grazilen, manchmal bißchen zickigen Edelgard (die Weizensauerteig) verläßlich aufgeplustert. Das zu Vollkornmehl gemahlene Getreide holt Conny sich aus der Mühle in Altkahlen. Brot ist wirklich eine neue Passion hier im Gutshotel geworden.


Achja, und was das Werfen aus der Bahn angeht, so waren Conny, Torsten, Maxi und Oli vor einigen Tagen auf einer Bowlingbahn. Völlig verzückt hat Conny festgestellt, daß die Kegel nur umfallen, wenn die Kugel auf der Bahn bleibt und mit frohem Schwung ihren geraden Lauf nimmt. Es ist ihr zwar nicht so oft gelungen, aber sie hat es begriffen. Bowling ist wirklich ein philosophischer Sport.


Eine Antwort auf „Eintrag in das Buddelbuch – Euphelia am 1. April“
Ein wunderschöner Beitrag, liebe Euphelia. Wir alle sind derzeit hin- und hergeworfen durch die Tatsache, dass Gier die Welt auffrisst: Nicht nur die unmittelbar sichtbare Gefahr des nahen Krieges, sondern auch die schleichende Zerstörung unserer Ökosysteme, unserer Landschaft, unserer Kultur bis hin zur Sprache sind Prozesse, denen wir uns stellen müssen.